29. Juli 2024
Tagebuch 3. Zirkuswoche
Sonntag 28.07.2024
Start in die dritte Woche - Schildegard berichtet
Ich kroch am frühen Morgen über die frisch gegossene Wiese. Es hatte die dritte Nacht in Folge geregnet. Leicht verschlafen schaute ich mich auf dem leeren und damit leisen Zeltplatz um. Auf die ankommenden Menschen war ich in meine Gedanken versunken nicht gefasst. Sie sahen dennoch sehr motiviert und ungefährlich aus. Einige kleinen Menschen, genannt Kinder, spielten neben mir auf der Wiese mit dem Schwungtuch und andere spielten mit Bällen. Die großen Menschen, genannt Eltern, waren erstaunlich schnell wieder weg. Plötzlich ertönte laute Musik. Ich erfuhr, dass es sich um den Jingle handelte. Ich habe mich voll gefreut, dass er mir gewidmet wurde. Den „Schildkröten-Mambo“ werde ich damit noch öfters hören. Die Kinder tanzten sogar darauf. Nach der Zelteinteilung fand der Workshopzirkel statt. Ich kroch langsam herum und schaute mir alle Workshops an. Es war schön zu sehen, dass alle Spaß dabei hatten. Lustig zu sehen war, dass im Anschluss der Hunger so groß gewesen sein muss, dass die kleinen Menschen sich bereits ins Essenzelt setzten, obwohl es noch gar nicht nach Essen roch. Der Pizzabote hatte sich meiner Geschwindigkeit angepasst. So viel Pizza hatte ich noch nie in meinem Schildkrötenleben gesehen. Zum Nachtisch gab es KiBa. Zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass sie mir nichts übriggelassen hatten. Ich war wohl zu langsam gewesen. Der Trubel endete mit Sitzkreisen in Kleingruppen, die sie Zeltgruppen nannten, und schon wieder gab es etwas zu essen. Auch hier kam mir meine Geschwindigkeit nicht entgegen. Ich hätte gerne etwas vom Apfel oder zumindest vom Kuchen abbekommen. Bevor ich mich wundern konnte, waren die Kinder alle verschwunden und nur noch wenige große Menschen irrten über den Zeltplatz und räumten auf.
Montag 29.07.2024
Zweiter Tag
Heute bin ich aus allen Wolken gefallen, als um 8 Uhr schon die ersten Kinder auf den Platz kamen. So früh… da kann eine Schildkröte wie ich von Glück sprechen, dass ich meinen Kopf nochmal einziehen kann. Nachdem sie wieder mein Lied gespielt haben war ich dann aber auch wach. Direkt ging es schon mit einem von den Workshopleitenden angeleiteten Spiel los. Danach haben alle erfahren welche Zirkusdisziplin sie diese Woche lernen werden. Die Kinder waren schneller in ihren Workshops verschwunden als ich gucken konnte. Als ich dann am großen Zirkuszelt vorbei kroch, konnte ich im Backstage den chaotischen Clowns beim Skulpturenformen zuschauen. Im Innenraum das Zeltes turnten die Luftakrobat*innen auf dem Trapez und die Kugelläufer*innen versuchten auf ihren Kugeln zu stehen. Auf dem Weg zu den Jongleuren kam ich an dem blau-weißen Pavillon vorbei in dem die Akrobaten fleißig damit beschäftig waren Pyramiden zu bauen. Bei den Jongleur*innen folgen viel Diabolos, Flowersticks, Bälle, Tücher durch die Luft und Teller drehten sich auf Stöcken. Meine Tour endete vor dem Forsthaus, wo heute viele Poi und Seile geschwungen wurden. Das ist also der Poi und Ropeskipping Workshop. So viele neue Worte für mich, aber ich habe noch viel zu lernen.
Jede Gruppe hatte eine individuelle Obstpause. Ich wollte mir auch ein Stück Melone stibitzen, aber leider war nicht so viel Obst da. Ich hoffe in den nächsten Tagen bringen die Kinder noch was mit, damit ich auch was abhaben kann. Zum Glück gab es auch bald schon das Mittagessen: Reis mit Gemüse und vegetarischen Hackbällchen. Nach einer kurzen Freispielzeit gingen die Kinder wieder in ihre Workshops. Als ich erneut am Zirkuszelt ankam sah ich wie Kinder kurze improvisierte Auftritte zu verschieden Themen aufführten, die dann zu einem großen Thema zusammengeführt wurden. Aber was das Thema ist habe ich noch nicht erfahren, menno. Die letzte Stunde wurde mit einer Obst- und Kuchenpause sowie freien Angeboten gefüllt. Darunter waren Bänder knüpfen, Wikinger-Schach, Kappler Steine und die Spielekiste. Der letzte Jingle wurde für den Abschlusskreis gespielt und schon waren die Kinder alle wieder verschwunden. Komisch, wenn der Platz plötzlich so leise ist. Ich freue mich schon zu sehen was morgen alles passiert.
Dienstag 30.07.2024
Dritter Tag
Jetzt bin ich schon verwirrt, war das wirklich ein neuer Tag? Die Gesichter habe ich doch alle schonmal gesehen und der Tagesablauf war doch auch derselbe?
Wobei, so vage in meiner Erinnerung ist doch einiges anders gelaufen. Die ganzen großen und kleinen Menschen haben sich direkt vor dem großen weiß-roten Zelt aufgestellt und haben alle auf ein kleines Ding geschaut das blink-blink-blink gemacht hat, und dann hieß es: "Und nun noch ein Quatschfoto". Was die damit wohl gemeint haben? Aber da waren wirklich alle dabei, auch die, die sich erst mit einem oder sogar zwei Tagen Verspätung auf dem Platz eingefunden haben. Warum muss man auch Klausuren schreiben?
Danach wurde auch schon fleißig weiter geübt; tatsächlich habe ich bei meinem Streifzug über den Platz echt viele neue Tricks gesehen. Zum Mittagessen gab es Nudeln, da haben sich alle gefreut; wobei ich mich vorallem auf die große Portion Salat gestürzt habe. Und danach noch einen Apfel – mjam.
Nach dem Mittagessen habe ich mich aber lieber erstmal verkrochen, bei der Hitze muss auch ich mal für ne Weile in den Schatten. Am Nachmittag konnte ich dann wieder die Kinder beobachten: Tatsächlich haben sie Wikingerschach gespielt, wobei ich gar keine Wikinger sehen konnte. Außerdem wurde auch ganz viel mit Papier und Wolle gebastelt und im Zelt wurden hohe Türme und Häuser aus Kappla-Steinen gebaut.
Aber dann kam auch schon wieder mein Lied und einen Wimpernschlag später waren schon wieder alle kleinen Menschen vom Platz verschwunden. Auch so kann ein schöner Tag zu Ende gehen.
Mittwoch 31.07.2024
Vierter Tag
Ich bin heute Morgen ganz verschlafen über den Platz gekrochen und was sah ich da: einfach schon wieder die ganzen Kinder um 8:00 Uhr auf dem Platz.
Plötzlich tanzten und sangen alle Kinder ganz laut los und nannten es "Probe" und das alles auf mein Lied. Was da wohl geübt wird? Danach verschwanden sie, um in kleinen Gruppen an den Tricks von gestern zu arbeiten. Und was hörte ich da? Es wurden die ersten Nummern für die Auftritte entwickelt. Was ist den ein Auftritt und sind Nummern nicht Zahlen? Fragen über Fragen...
Ich sah, dass es Fisch gibt, das esse ich sehr gerne. Ich dachte: „Hoffentlich bekomme ich heute etwas ab!“. Aber Reis mag ich gar nicht, zum Glück haben die Kinder das alle gerne gegessen. Danach war es so warm, dass ich mich wieder in den Schatten verzogen habe. Ich glaube den Menschen war auch zu warm. Die haben nämlich nach dem Kuchen essen, Tricks üben und in der Zeltrunde quatschen eine große Wasserschlacht veranstaltet. Ich hätte gerne ein paar Spritzer abbekommen, das sah schön erfrischend aus. Aber dann haben sie auch noch eine komische Plastikplane gehabt. Die war so rutschig, das wollte ich auch gern ausprobieren. Leider war ich zu langsam um nass zu werden, bevor wieder alle vom Platz verschwunden sind.
Ich merke es aber in meinem alten Panzer, morgen zieht Regen auf. Da habe ich also noch viel Chance auf kühles Nass. Ob die Kinder das wissen und morgen alle mit lustigen bunten Regenjacken kommen? Die mag ich so gern, die rascheln ganz toll. Ich bin gespannt.
Donnerstag 01.08.2024
Fünfter Tag
Heute bin ich später als sonst aufgewacht. Als ich meine morgendliche Runde über den Platz drehen wollte, habe ich festgestellt, dass die kleinen Menschen der letzten Tage schon da waren. Wie jeden Morgen spielten, tobten und schrien sie über den Platz. Als mein Lied gespielt wurde, trafen sie sich in einem großen Kreis. Ich kam bei ihnen an und schon spielten alle zusammen. Danach stürmten sie ins große Zelt und als ich zwischen den Zeltplanen hindurch lunste, standen alle kleinen Menschen auf der Bühne und später habe ich erfahren, dass sie dabei für das Finale der großen Show am Ende der Woche probten.
Nachdem die Kinder sich nochmal in kleinen Gruppen getroffen haben, wie auch in den letzten Tagen, verspeisten sie große Mengen an Spinat, Kartoffeln und meinem nicht so heimlichen Liebling: dem Gurkensalat zu Mittag.
Gerade noch wärmte mir die Sonne den Panzer und schwuppdiwupp prasselten unzählige Regentropfen auf mich nieder und schnell verschwanden die Kinder – eines nach dem anderen – von meiner Wiese. Zu dem Regen gesellten sich nach kurzer Zeit Blitz und Donner und von den kleinen Menschen war weiterhin nichts zu sehen. Die leise fallenden Regentropfen machten mich ganz schläfrig und als ich dann nach einem kleinen Nickerchen wieder aufwachte, hatte sich einiges getan: das in der Eile stehengelassene Geschirr war verschwunden und hätte ich nicht in dem Moment hochgeschaut und meinen Blick in Richtung großes Zelt gerichtet, wäre mir entgangen, dass die kleinen Menschen sich dort für den Nachmittag gemeinsam versammelten.
Laute Musik erklang und neugierig schaute ich zu – wie viele der Kinder – ihre Auftritte mit kleine-Menschen-Publikum übten. Der Tag war ein kleines Durcheinander, aber ich muss sagen, mir haben die gemütlich auf meinen Panzer fallenden Tropfen nach all den Tagen der Hitze gutgetan und ich glaube, die Kinder ließen sich ihren Spaß trotz allem nicht nehmen. Hoffentlich sehe ich sie morgen wieder.
Freitag 02.08.2024
Sechster Tag,
Ich wurde heute morgen durch das fröhliche Gelächter der kleinen Menschen von geweckt. Sie spielten und tobten schon miteinander und nach kurzer Zeit wurde mein Lied gespielt und alle haben sich versammelt. Nach einem Spiel mit der gesamten Gruppe konnte ich beobachten wie die Kinder aufgeregt im großen Zelt saßen und anderen kleinen Menschen beim üben für den großen Auftritt morgen zuschauten. Als mein Lied erneut über den Platz schallte, konnte ich von der Wiese auf perfekt verfolgen wie die kleinen Menschen voller Vorfreude zum Mittagessen stürmten. Sie machten sich hungrig über die Kartoffelecken und den Salat her. Komisch dass die Kartoffelecken so viel schneller leer waren als der Salat, der schmeckt zumindest mir noch viel besser. Als die Kinder fröhlich aßen bin ich wohl eingenickt, aber laute Musik und buntes Licht lenkten meine Aufmerksamkeit auf das Ereignis über das sich die kleinen Menschen schon den schon den ganzen Tag freuten: die Generalprobe!
Ich habe gelernt, dass man so die letzte Probe vor einer großen Show nennt. Von meinem gemütlichen Plätzchen auf der Wiese hinter einer Plane konnte ich die ganze Probe mitverfolgen und was soll ich sagen, ich war sehr begeistert und exterem Stolz auf die kleinen Menschen. Nach nur so kurzer Zeit sind Fremde zu Freunden geworden und aus ersten Versuchen mit dem Material haben sich komplizierte Tricks und Abläufe mit Geschichten entwickelt.
Nach einer kurzen Pause in welcher sie mit großer Begeisterung Kuchen und Obst verspeisten und auch ich mir einen kleinen Snack gönnte, habe ich mir den Rest der Probe angesegen. Die Kinder trugen die ganze Zeit ihre bunten Kostüme und ein großes Lächeln im Gesicht. Bei so viel Spaß und Vorfreude haben die großen Menschen auch nicht gemeckert als ihre Kinder erst ein bisschen später als sonst zu ihnen kamen. Aber es musste schließlich noch der Abschlusskreis gemacht werden. Nach der Pause versammelten die Artisten und Artistinnen sich also nochmal auf meiner Wiese vor dem rot-weiß-gestreiften Zirkuszelt, fassten sich an den Händen und verabschiedeten sich.
Ich habe gehört die Zirkuskinder kommen morgen pünktlich um 10 Uhr an und die Zuschauer schon um 11 Uhr. Ich bin sehr gespannt was der morgige Tag mit sich bringt und bin auch schon ein bisschen traurig, dass morgen alle kleinen Menschen das letzte mal da sind. Aber um so mehr freue ich mich auf die Show.
Samstag, 03.08.2024
Letzer Tag
Heute bin ich nicht so müde aufgewacht sonder war schnell fit und munter vor lauter Vorfreude auf die Show. Schon ab 7 Uhr wuselte das Team auf dem Platz herum denn es war viel zu tun. Den ganzen Platz haben sie von oben nach unten aufgeräumt. Ab 10 Uhr kamen dann die ganzen kleinen Menschen zum letzen Mal gemeinsam auf den Platz, haben sich begrüßt und ihre Datto-Shirts und Gruppenfotos bekommen. Von da ging es nach gemeinsamem Warm-Up Spiel direkt zu den Kostümen und Schminke, denn direkt um 11 gingen die Tore auf und der Platz wurde geflutet mit großen und kleinen Menschen. So viele Leute habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich war erst ein bisschen schüchtern und habe mich gefreut mich noch ein bisschen in der "elternfreien Zone" verstecken zu können. Das zumindestens stand an den lustigen bunten Wimpelbändern und die großen Menschen waren auch auf der anderen Seite zu finden - genau wie, leider, das Popcorn. Ich habe mich also dann doch noch getraut mich unter die Menschenmassen zu mischen und hier und da ein Popcorn oder eine Süßigkeit aus einer Schnuckeltüte erhascht.
Außerdem habe ich entdeckt, dass man hier auch die schönen Kaputzenpullis, Kaputzenjacken und Regenjacken kaufen konnte. Es hat mich gefreut, dass ein paar Kinder etwas erworben haben - das heißt bestimmt, dass sie nächstes Jahr wieder kommen.
Bevor ich mich richtig umgucken konnte waren aber auch alle neuen Menschen im großen Zirkuszelt verschwunden. Ich wusste schon was jetzt passiert, schließlich habe ich was von der Generalprobe mitbekommen. Trotzdem bin ich auch ins Zelt dazugekommen und habe die Show mit verfolgt. Ein schöneres, bunteres und aufregenderes Spektakel hätte ich mir nicht ausmalen können. Alle Artistinnen und Artisten können echt stolz sein so viel gelernt und geleistet zu haben. Zwar gab es nochmal eine Pause in der Mitte der Show in der sich alle mit Hotdogs und Getränken gestärkt haben, aber die zweite Hälfte war leider auch viel zu schnell um. Die Aufräumarbeiten sind hier auf dem Platz noch voll im Gange, aber ich verkrümel mich jetzt lieber mal für ein Schläfchen nach der großen Verabschiedung. Vorhin haben die Zirkus-Menschen die hier aufräumen gesagt dass wir noch heute Abend internationale Gäste kommen. Es bleibt also spannend hier beim Zirkus Datterino.
Ich hoffe es kommen ein paar von den dritte Woche Kindern zur Show der internationalen Woche, ich würde mich freuen viele der Kinder wieder zu sehen.